https://www.famfed.org/austria/wp-content/uploads/2012/04/IMG_0261.jpgJapanische Teezeremonie in Wien
13. Oktober 2011
Anfangs Oktober erhielt ich von einer Freundin die Einladung zu einer „Teezeremonie“. Obwohl mein Terminkalender sehr voll ist, nahm ich mir die Zeit dafür und tauchte ein in eine mir bis dahin eher unbekannte Welt.
Beim Eingang wurde ich von Herrn Sato mit einem freundlichen Lächeln empfangen und ging dann durch einen von der Decke bis auf ca. 1,50 m herabhängenden Vorhang in den orientalisch geschmückten Saal. Ich bin zwar nicht die Größte, musste mich aber dennoch ein wenig bücken. Später erfuhr ich dann, dass dies den Zweck hat, mit demütiger Haltung einzutreten. In der Realität sind die Eingänge der Teehäuser so niedrig und eng, damit man ebenfalls gebeugt und „ohne Schwert“ hindurchgehen muss.
Im Laufe des kurzweiligen Abends konnte ich zuerst an Hand eines Videos und durch ergänzende, sehr wissenswerte Erläuterungen von Frau Christine Sato einen Einblick in die japanische Kultur und im Näheren in die Geschichte der Teezeremonie gewinnen.
Danach wurde ich zusammen mit den anderen Gästen, die zwischen erstaunlichen 10 und fast 80 Jahre alt waren, von einer japanischen Teezeremonien-Meisterin in die Welt des Orients entführt. Wir konnten mit Staunen verfolgen, wie die Dame im Kimono exakt nach einem bestimmten Ritual die verschiedenen Handlungen zur Teebereitung zelebrierte. Ja, es war wie eine heilige Handlung, könnte man meinen. Mit viel Liebe und Geduld bereitete sie für jedem Gast den grünen Tee in speziellen Keramikschalen vor. Diese wurden dann von Frau Sato und ihrer japanischen Freundin an jeden einzelnen überreicht. Vor dem eigentlichen Trinken, bekam jeder eine kleine bunte Süßigkeit aus Sojamehl, die man auf der Zunge zergehen lassen sollte, damit der ungesüßte grüne Tee einen runden Geschmack bekam. Es dauerte zwar ziemlich lange, bis jeder Gast seinen Tee erhalten hatte, aber dies förderte nur die friedliche Atmosphäre und den Respekt für einander.
Danach stand das Probieren von wunderschönen Kimonos auf dem Programm. Mit großem Geschick formte die Teezeremonien-Meisterin aus den bunten Stoffstreifen kunstvolle Maschen am Rücken der Damen.
Ein weiterer Höhepunkt war das mit viel Liebe und Sorgfalt vorbereitete japanische Buffet, mit Sushi, Sake, Kappa und vielen weiteren mir unbekannten Köstlichkeiten.
Aber das war noch nicht alles! Nachdem für das leiblichen Wohl gesorgt war, nahm sich Herr Sato noch die Zeit Kalligrafien mit Hand anzufertigen. Davor erklärte er in verständlicher und kurzer Form die Geschichte und Entstehung der japanischen Schrift. Man konnte bestimmte Begriffe wählen, die dann von ihm mit viel Können durch Tusche und Pinsel auf Papier gezaubert wurden. Natürlich konnte man sie als Andenken mit nach Hause nehmen.
Beim Verabschieden bekam dann noch jeder Gast ein Origami geschenkt.
Zwischen den Gästen entstand in diesen paar Stunden eine derartige Nähe als würde man sich schon lange kennen. Das war auf jeden Fall mein Eindruck. So erhielt ich schon ein paar Tage danach ein email vom fast 80-jährigen, im Herzen jung gebliebenen, Teilnehmer der Veranstaltung mit schönen Fotos zur Erinnerung.
Herzlichen danke an Herrn und Frau Sato und ihrem Team für den beeindruckenden Abend! ありがとう (arigato)
Renate Sch.