Online Friedensgespräche von UPF – Universal Peace Federation Europa
Das erste Programm der „Friedensgespräche“ mit dem Schwerpunkt
„Die Rolle des Glaubens in Krisenzeiten“ fand am 12. Mai 2020 mit über 200 Teilnehmenden aus 50 Ländern statt.
Sie können dieses Webinar auf Vimeo finden unter: https://vimeo.com/417938458
Und auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=FRX5nqf_Hig
Als Podcast: https://soundcloud.com/upf-europe/upf-eume-webinar-12-5-2020
Die Podiumsteilnehmer waren:
Pastorin Martina Viktorie Kopecká, Pastorin, Tschechoslowakische Hussitenkirche, Tschechische Republik
Rabbiner Reuven Khakskin, Jüdischer Forscher, USA
Scheich Nuru Mohammed, schiitischer Minister für Religion, Birmingham, Vereinigtes Königreich
Pandit Krishna Kripa Dasa (Juan Carlos Ramchandani), Präsident, Hindu-Föderation, Spanien.
David Fraser-Harris war der Gastgeber für dieses Webinar.
Jacques Marion (Präsident, UPF Europa und Naher Osten)
In seiner Eröffnungsrede erklärte Herr Marion, dass religiöse Führer jetzt, da sich die Welt an einem Wendepunkt befindet, eine zentrale Rolle zu spielen haben. Er drückte den Familien, die ihre Angehörigen verloren haben, sein Beileid aus und dankte den UPF-Freiwilligen, die während der Krise Menschen in Not unterstützt haben.
Spirituelle Führungspersönlichkeiten werden sicherlich gebraucht, um Menschen zu inspirieren, für andere zu leben und zu helfen, aus Krisen in eine bessere Welt zu gelangen.
Er zitierte den Ehrenvorsitzenden von Religions for Peace, Bischof Younan, der sagte, dass religiöse Führer als Propheten der Wahrheit, der Gerechtigkeit, Nächstenliebe und der Freiheit gegenüber politischen Führern wirken müssen. Die Mitbegründerin von UPF, Dr. Hak Ja Han Moon, sagte, dass die gegenwärtige Situation uns inspirieren sollte, eine Gemeinschaft unter Gott, den himmlischen Eltern, zu bilden.
Rabbiner Reuven Khaskin, ein jüdischer Forscher, USA, wies darauf hin, dass UPF mit diesem Webinar in einer Zeit großer Krisen und Chancen eine wichtige Botschaft an die Welt sendet. Er bezog sich auf „mashber“, das hebräische Wort für sowohl Krise als auch den Sitz, in dem eine Mutter entbindet. In der Thora kann man über die „Geburtswehen des Messias“ lesen, das messianische Zeitalter, eine Zeit der Unsicherheit und Schwierigkeiten.
Rabbi Khaskin riet religiösen Menschen davon ab, einfache und eindeutige Antworten oder prophetisches göttliches Wissen über diese Zeit der Krise zu geben, da sie als arrogant angesehen werden könnten.
Unsicherheit erzeugt Angst, doch wir sollten nicht nach tröstlichen, einfachen Antworten suchen. Es werden alle möglichen Verschwörungstheorien über die Pandemie verbreitet. Religiöse Menschen müssen vorsichtig sein mit der Botschaft, die sie vermitteln, und damit, wie sie die gegenwärtige Situation angehen.
Er bezog sich auf „Not in God’s Name“ („Nicht im Namen Gottes“), ein Buch von Rabby J. Sacks, in dem er davor warnt, dass Illusionen, die als Brücken gedacht sind, uns oft in die entgegengesetzte Richtung führen. Religiöse Menschen sollten nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.
Gott ist im ständigen Dialog mit uns. Jede Zeit bringt Gelegenheiten, eine neue Sprache der Kommunikation mit Gott zu finden. Hegel nannte sie Zeitgeist, den Geist der eine bestimmt Zeit prägt. Gott benutzt die Sprache und die Ideen, die unser Zeitalter beherrschen, um mit uns zu kommunizieren. Als Teil unserer Kommunikation mit Gott müssen wir vielleicht unser Unsicherheitsgefühl annehmen, anstatt so zu tun, als ob wir einfache Antworten hätten und unverwundbar wären. Wir müssen unseren Glauben ergründen.
Rabbi Chaskin bezog sich auf Psalm 92: „Es ist gut, Gott zu loben und seinen Namen in einem Lied zu preisen, morgens von seiner Güte und abends von seiner Treue zu sprechen. (…)”. Tag und Nacht stehen für unterschiedliche hellere und dunklere Zeiten in der Geschichte. Die gegenwärtigen Zeiten der Dunkelheit geben uns die Gelegenheit, unsere Treue zu Gott zum Ausdruck zu bringen, während Gott nie den Glauben an uns verliert.
Pastorin Martina Victorie Kopeckà, Hussitenkirche Tschechiens und der Slowakei
In ihrer Videobotschaft vermittelte Pastorin Kopeckà die traditionelle christliche Osterbotschaft, eine kraftvolle, befreiende Botschaft der Hoffnung, die die Angst überwindet.
In dieser Zeit der Pandemie ist es im Geiste der Osterbotschaft unsere Aufgabe, über das Leiden und die Dunkelheit hinaus auf das Morgenlicht hinzuweisen, das durch die Auferstehung des Herrn erhellt wird.
Pastorin Kopeckà sprach über die Situation in der Tschechischen Republik und innerhalb der Hussitenkirche. Sobald die Pandemie ausbrach, engagierten sich viele in ehrenamtlicher Arbeit und Projekten, einfach aus dem Glauben an den Wert und die Bedeutung, etwas zu tun. Altruismus half ihnen, die ersten schwierigen Tage zu überwinden. Andere Menschen fühlten sich machtlos, frustriert oder wandten sich sogar der Aggression zu.
Wie ein plötzlicher Sturm versetzte uns die Pandemie von einem Tag auf den anderen in eine andere Realität, die viel Angst und Furcht verursacht hat. Das Wichtigste, auch wenn es schwierig ist, ist, sich auf den Herrn, seinen Charakter und seine Verheißungen zu konzentrieren. Das wird uns seinen Frieden, seine Gegenwart und Führung geben.
In diesen schwierigen Zeiten können wir unsere Beziehung zu Gott wiederherstellen und erneuern, fröhlich sein und Hoffnung haben. Lassen Sie uns gemeinsam beten, singen, in unseren Häusern Gottesdienst feiern und neue Dinge ausprobieren. Wir sind eingeladen, Fragen zu stellen und nach echten, authentischen Antworten zu suchen. Vielleicht haben wir ein Geschenk der Zeit erhalten, eine Zeit des Seins mit Gott.
Scheich Mohammed Nuru, schiitischer Religionsgelehrter, Birmingham, UK
Glaube war schon immer und wird auch weiterhin ein integraler Bestandteil des Lebens der Menschen sein. Die Menschen haben sich immer dem Glauben zugewandt, besonders in Krisenzeiten. Der Glaube enttäuscht nie und wird immer da sein, um Menschen aufzurichten und das Schöne aus ihnen herauszuholen.
Wann immer Muslime vor Herausforderungen stehen, wenden sie sich an den Koran, in dem man die Geschichte früherer Nationen nachlesen und herausfinden kann, wie diese mit Herausforderungen umgegangen sind.
Scheich Nuru glaubt, dass uns diese Pandemie in die Anfangszeit des Islam zurückversetzt hat, als es noch keine Moscheen gab und die Menschen ihren Glauben zu Hause praktizierten.
„Der Glaube inspiriert mich dazu, die Realität des Coronavirus zu akzeptieren“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass die Pandemie eine Strafe Gottes ist“. Warum sollte Gott, der Liebe und Barmherzigkeit ist, die ganze Welt bestrafen? Gott ist ein Gott der Liebe, ein Gott der Barmherzigkeit. Herausforderungen sind ein integraler Bestandteil des Lebens. Korona lehrt uns, die Dinge nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Nur durch Herausforderungen können wir uns selbst, unsere Schwächen und Stärken erkennen. Je früher wir uns ihrer bewusst werden, desto besser.
Der Glaube gibt uns Hoffnung. Der Glaube ist eine Sprache des Herzens, jenseits von Bewusstsein und Intellekt. Wir alle sind Gläubige, unabhängig von unseren Konfessionen. Die Hauptrolle, die alle Glaubensführer in diesen herausfordernden Zeiten spielen müssen, besteht darin, den Menschen Hoffnung statt Angst einzuflößen.
Die Religion lädt uns zu einer Partnerschaft mit den Beteiligten wie Regierungen, Meinungsmachern und Medizinern ein.
Der Islam lehrt uns, dass wir proaktiv sein und die ersten Schritte unternehmen müssen.
Pandit Krishna Kripa Dasa (Juan Carlos Ramchandani), Präsident, Hinduistische Föderation von Spanien
Wenn Hindus jemanden grüßen, sagen sie „Namaste“, was bedeutet, dass wir dem Göttlichen, das in jedermanns Herzen ist, unseren Respekt zollen, ungeachtet der Konfessionen, denen sie angehören.
Pandit Krishna Kripa Dasa erwähnte Karma, die Kraft, die durch unsere Handlungen entsteht, von denen man glaubt, dass sie gute oder schlechte Dinge bewirken. Die Pandemie ist das Ergebnis unseres Raubbaus an den Ressourcen von Mutter Erde. Wir sind nicht auf dem richtigen Weg. Jetzt ist es an der Zeit, nachzudenken, zu beten und zusammenzuarbeiten.
Die Zeit ist nicht linear, sondern ein Kreislauf von Schöpfung, Bewahrung und Zerstörung. Wir können eine bessere Welt schaffen, indem wir das Gleichgewicht zwischen materiellen und spirituellen Lösungen wahren. Spiritualität muss zu 99,9% vom gesunden Menschenverstand geleitet sein. Wenn wir wohltätige Arbeit leisten, sollte es keine Diskriminierung nach Konfessionen geben.
80% der Weltbevölkerung erklären, einer Konfession anzugehören. Wir alle müssen als Söhne und Töchter desselben Gottes, desselben Heiligen Vaters und derselben Mutter beten.
Pandit Krishna Kripa Dasa bezog sich auf „World Scripture“, eine vergleichende Anthologie heiliger Texte, in der man lesen kann, dass alle Religionen 73% der Ziele gemeinsam haben.
Diese Zeit des „Social distancing“ soll Bewusstsein schaffen. Die Menschen können nicht in ihren Tempeln beten. Der erste Tempel befindet sich jedoch in unseren Herzen. Schauen wir nach innen, machen wir Yoga und schaffen wir Harmonie mit Gott.
Das Webinar endete mit einem Gebetsmoment in Form einer gesungenen Rezitation aus dem Koran von Dr. Mohamed Al Habash, außerordentlicher Professor an der Universität Abu Dhabi.
Bericht von Jacques Marion, UPF Präsident von Europa und dem Mittleren Osten