(Linz) Am 15. Mai 2017 wurde der österreichischen Öffentlichkeit klar, dass das Land auf Neuwahlen zusteuert. Die Vereinten Nationen begingen an diesem Tag 22. UN Tag der Familie. Er stand unter dem Titel “Families, education and well-being” („Familie, Bildung und Wohlergehen“).
Die Föderation für Weltfrieden (UPF), eine Nichtregierungsorganisationen mit UN(ECOSOC) Beraterstatus, lud zu diesem Anlass in Linz (Humboldtstraße 49) zu einer Podiumsdiskussion ein, die der Frage
„Was ist uns die Familie wert? Mir – der Politik – der Gesellschaft“
nachging. Die Familie, als „Schule der Liebe“ und Grundlage für gesellschaftlichen Frieden, zu fördern, ist in ihren weltweiten Friedensbemühungen eines der Kernanliegen der Föderation. Mag. Maria Pammer (UPF OÖ) moderierte den Abend.
Die Wiener Landtagsabgeordnete MMag. Dr. Gudrun Kugler brach in ihrem Hauptreferat, das sie als kraftvolles Plädoyer für eine familienfreundliche Politik auslegte, den Titel auf fünf konkrete politische Fragestellungen herunter.
Zunächst fragte Kugler, ob es ein Wert sei, Kinder unter 3 Jahren nicht in Fremdbetreuung zu geben und bejahte dies klar. Eltern sollen in ihren Augen unterstützt werden, ob sie nun ihre Kinder in Kindergrippen betreuen lassen oder ihre Kinder selbst in der Familie betreuen. Kugler verwies in diesem Zusammenhang auf das Berndorfer Modell (Salzburg).
In einem nächsten Schritt ging sie der grundlegenderen Frage nach, Ist die Familie wert, unterstützt zu werden? Viele Politikerinnen und Politiker sehen auch heute noch aus ideologischen Gründen die Familie als Instrument der Unterdrückung an. Kugler wies diese Sichtweise zurück und betonte, dass die Politik die Familie vom Druck von außen befreien solle, damit sie nach innen besser gelingen könne. Das soll in erster Linie durch Steuergerechtigkeit für Familien und Pensionsanrechnung für Kindererziehungszeiten gelingen.
Kugler, die neben einem Studium der Rechtswissenschaften auch Abschlüsse in Theologie und Gender-Studies vorweisen kann, rückte mit drei weiteren Fragen ideologische Streitpunkte ins Zentrum ihres Vortrags, die in gegenwärtige gesellschaftliche Auseinandersetzungen und politische Entscheidungsprozesse hineinwirken.
Erlebe ich den grundsätzlichen Unterschied zwischen Mann und Frau als gut oder nicht?
Ist die Erziehung zu stabilen Beziehungen wertvoll und ist es sinnvoll, sich für etwas Größeres zu beherrschen?
Ist es ein Wert, dass wir uns etwas zumuten und opferbereit sind für andere für etwas Größeres?
Sie zielte hier insbesondere auf den, ihrer Meinung ideologisch einseitig ausgelegten, Sexual-Unterricht in Wien ab.
Heinrich Krcek, Theologe und Autor, begann seine Ausführungen mit einem Zitat aus dem Buch „Wahre Familienwerte“, das eine große Synthese judeo-christlicher und konfuzianistischer Familienethik entwickelt.
Es orientiert sich am sogenannten Familiengelöbnisses, dem Credo der Familienföderation für Weltfrieden. Herr Krcek ging insbesondere auf den siebten Punkt ein, in der die Verwirklichung der Welt der Kultur des Herzens betont wird und das Leben zum Wohle unserer Mitmenschen. Die Familie sei die Keimzelle der Gesellschaft und der Grundstein für eine friedliche Weltfamilie.
Gleichzeitig strich er das Spannungsfeld von Ideal und Versagen, in dem wohl jede Familie lebt, heraus. Krcek ging darüber hinaus auf die geschichtliche Entwicklung des Begriffes Familie ein und dass es heute neben der Kernfamilie verschiedene Modelle des Zusammenlebens gibt. In seiner weiteren Ausführung betont er, wie wichtig es für die Entwicklung der Kinder ist, dass Vater und Mutter reife Persönlichkeiten sind und wie bereichernd das Vorhandensein von Großeltern für alle Familienmitglieder ist. In der Familie werden Werte vermittelt, Feste gefeiert, durch die Erfahrung mit den Eltern das Gottesbild des Kindes geprägt und es ist ein Ort der Freiheit, der in Kindergrippen und Horte nicht erlebt werden kann. In der Familie lernt das Kind, dass Freiheit auch Gesetze hat und lernt mit Grenzen umzugehen. Was veranlasst Menschen, das Single-Leben aufzugeben und die Verantwortung für eine Familie zu übernehmen? Es ist die Liebe und die Gemeinschaft – durch die Hinwendung zu einem Du erreichen wir den Zweck des Lebens.
In der anschließenden Diskussion wurde, angeregt durch Herrn Brunnbauer (Familienföderation für Weltfrieden), erörtert, welche Rolle der Religionsberat der oberösterreichischen Landesregierung für die Aufwertung der Familien und die Familienpolitik spielen kann.
Des Weiteren kam die Wichtigkeit, Verletzungen in den Familienbeziehungen zu heilen und Elternbildung zu fördern, zur Sprache. Die Teilnehmer gingen rege der Frage nach, wie Elternbildung gefördert werden kann und ob sie z.B. in den Mutter-Kind-Pass integriert werden könne. Eine weltanschaulich breite Aufstellung solcher Angebote, zu der auch Kirchen und Religionsgemeinschaften gehören, fand dabei großen Widerhall. Herr Paul Ettl (Friedensakademie Linz), brachte das Thema Gemeinwohlökonomie und bedingungsloses Grundeinkommen, als ein Zugang die Familie vom „Druck von außen“ zu befreien, in das Gespräch ein. Ein anwesender oberösterreichischer Gemeinderat regte schließlich auch die Etablierung von Familiensprecher auf Gemeindeebene an.
Die angeregte und tiefgehende Diskussion schloss mit dem Aufruf sich – auch im Hinblick auf die bevorstehende Wahl – dem Familien-Thema als Zukunfts-Thema anzunehmen und der Ermunterung, dass jeder Brief und jede öffentliche Stellungnahme zu einer besseren Familienpolitik und damit einem besseren Zusammenleben beträgt.
Zu den Vortragenden:
Die Wiener Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin MMag. Dr. Gudrun Kugler (ÖVP) ist verheiratet und Mutter von vier starken Persönlichkeiten (11, 9, 7, 3) und promovierte Juristin, Master der Theologischen Studien zu Ehe und Familie, sowie Magistra der Gender Studies.
Sie ist ÖVP-Wien Bereichssprecherin für Integration, Europa und Menschenrechte und u.a. Österreichverantwortliche der Europäischen Bürgerinitiative „One of Us“ und Initiatorin der parlamentarischen Bürgerinitiative „An der Hand“. Weiters ist sie Mitbegründerin der Jugendakademie des Dr. Karl-Kummer-Instituts und von 2001 bis 2004 leitete sie die Weltjugendallianz – Europa in Brüssel.
Herr Heinz Krcek, Theologe, Autor und Übersetzer ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er übersetzte das Buch „Wahre Familienwerte“ ins Deutsche und ist im deutschsprachigen Raum als Vortragender zu Friedens-, Beziehungs- und Familienthemen tätig. Eine Auswahl seine Vorträge, Reden und Predigten wurde unter dem Title „Wo bitte geht‘s hier zum Paradies?“ veröffentlicht.
Bericht von Mag. Maria Pammer